Montag, 24. Oktober 2011

Winterlandschaften und kleine Skiunfälle l

Tage vergingen. Wochen. Die Ausgabe des Zwischenzeugnisses rückte immer näher, ebenso die Faschingsferien. Und Vanessa hatte Tobi seit 3 Wochen nicht mehr gesehen. Zugegeben, sie hatte ihn nicht gefragt ob er Zeit hätte, nicht mal Andeutungen gemacht. Aber war es nicht trotzdem etwas seltsam, dass er sie so lange nicht sehen wollte? Aber jetzt stan erst mal ihr Skiurlaub bevor. Seit über 10 Jahren fuhr sie mit ihren Eltern immer in den Faschingsferien in das selbe kleine Dorf im Allgäu. Und noch nie war Vanessa bei dem Gedanken dorthin zu fahren so unwohl gewesen. Eine ganze Woche abgeschnitten von der Zivilisation, wenn es dort keine WLAN-Verbindung gab. Eine ganze Woche ohne Tobi zu schreiben. Der Gedanke machte sie irgendwie nervös. 
Dann war da auch immer noch diese Sandra-Sache. Sie chattete immer noch unter falschem Namen mit ihm, sie hatte diese erfundene Person immer noch nicht verschwinden lassen. Sie wusste dass es nicht ganz richtig war Tobi so zu hintergehen. Aber manchmal war es ganz interessant zu beobachten, dass Tobi Sandra gegenüber offener war als wenn er mit ihr chattete. Außerdem traute sie sich so Fragen zu stellen, die sie ihn nie selbst gefragt hätte. Vanessa hatte für Sandra inzwischen ein richtiges, eigenes Leben entwickelt. Job, Familie, Beziehungssituation, Freunde...alles war perfekt durchdacht. Und so erzählte Sandra Tobi eine Woche bevor Vanessa in dem Skiurlaub fuhr, sie würde für 2 Wochen ihre Schwester in Norwegen besuchen. Immerhin sollte es nicht allzu sehr auffallen, dass sie und Vanessa plötzlich beide auf einmal weg waren. Und Tobi kaufte ihr die Geschichte auch ohne jeden Zweifel ab. Außer ihrer Unlust stand einem entspannten Winterurlaub also nichts mehr im Wege. 

Schon im Auto wollte Vanessa wieder nach Hause. Sie hasste das Gefühl, Tobi nicht jede Minute schreiben zu können. Es war schon wie eine Sucht geworden. Außerdem wusste sie, dass alle ihre Freunde heute etwas schönes unternehmen würden. Und sie musste 3 Stunden lang im Auto sitzen, um nachmittags in dem kleinen Kaff anzukommen, in dem sie sich zwar irgendwie zuhause fühlte, aber keine einzige Unterhaltungsmöglichkeit hatte (abgesehen vom Minifernseher vielleicht). 
Nachdem sie und ihre Eltern herzlich von den Pensionsleitern begrüßt wurden, lief Vanessa sofort hoch aufs Zimmer und sah nach, ob sie auf mit ihrem iPod irgendwie Internetverbindung herstellen konnte. Netz gab es. Aber verschlüsselt. Enttäuscht ließ sie sich auf das knarzenden Sofa plumpsen. Und sah einen Zettel zwischen den Ritzen hervorragen. Sie zog ihn raus und konnte sich ein leises Quieken nicht verkneifen, als sie las was darauf gekritzelt war: Das WLAN-Passwort. Glücklich schrieb sie Tobi eine SMS und kuschelte sich aufs Sofa. Vielleicht war eine Woche hier ja doch gar nicht so schlimm. 

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