Sonntag, 10. Juli 2011

Blut und Hass

Der Tag fing schon schlecht an. Vanessa trat beim Austehen auf einen Kleiderbügel, verschüttete beim Frühstück ihren Kaffee und verpasste den Bus. Müde war sie sowieso. Zum Glück begegnete sie auf dem Weg zur Schule wenigstens ihrer besten Freundin, die sie wieder ein wenig aufmunterte. Es hielt allerdings nicht lange an. 

Als sie zusammen das Schulgelände betraten, sahen sie schon von weitem Laura und Bianca tuscheln, die vor der großen Eiche auf dem Pausenhof standen. Natürlich dachte Vanessa sofort, dass sie wohl etwas planten, das sie entweder demütigen oder verletzen würde. Deshalb hatte sie vor, einen weiten Bogen um die zwei zu machen. Aber überraschenderweise begaben sich Laura und Bianca in Richtung Schulhaus, als Vanessa und ihre Freundin näher kamen. Für Vanessa war das fast noch verdächtiger, als wären sie stehen geblieben. Sie überlegte, ob sie umdrehen und durch den anderen Eingang gehen sollte. Aber damit würde sie den beiden zeigen, dass sie Angst vor ihnen hatte. Also steuerte sie weiter auf den Haupteingang zu, Laura und Bianca mit ca. 3 Meter Abstand vor ihnen. Aber die beiden wurden immer langsamer. Kurz vor der Tür war Bianca schon weniger als einen Meter von Vanessa entfernt. Laura lief schneller und betrat schon das Gebäude. Nun schien auch Vanessas beste Freundin zu merken, dass die beiden etwas im Schilde führten. "Pass bloß auf, komm denen nicht zu nahe...",zischte sie ihr zu. "Ich pass schon auf, kann ja nicht viel passieren..." Aber da hatte sie sich gewaltig getäuscht. Einen halben Meter vor Vanessa öffnete Bianca die Tür. Nur einen Spalt breit, gerade so, dass sie sich hindurchquetschen konnte. Vanessa dachte sich dabei nichts weiter, war ja klar, dass sie ihr nicht die Tür aufhalten würde. Also streckte sie die Hand nach dem Türgriff aus und wollte ziehen.

Das nächste, was sie mitbekam, war, dass sie am Boden lag und ihre beste Freundin panisch an ihrem Arm rüttelte. Und sie spürte einen dumpfen Schmerz in ihrer Nase. Ihr ganzer Kopf fühlte sich irgendwie zersprungen an. "Scheiße, alles klar? Sag was!" Vanessa setzte sich auf, hätte sich aber am liebsten sofort wieder hingelegt. Sie spürte ein extrem schmerzhaftes Ziehen von der Nase aufwärts, zuerst in ihrer Stirn, dann in ihrem ganzen Kopf. "So eine blöde Schlampe...scheiße...soll ich die die Schulsanis holen?" "Nein...", stöhnte Vanessa. Sie brauchte nicht noch Zeugen dafür, dass sie hier gerade ohnmächtig geworden ist. Aber...was war eigentlich passiert? Sie versuchte sich zu erinnern, was gerade überhaupt passiert war. Sie hatte den Bus verpasst, ihre beste Freundin getroffen, war zur Schule gelaufen...und dann? "Das kann doch so nicht mehr weitergehen...eines Tages bringen die dich noch um.." Genau! Laura und Bianca! Sie wollte hinter ihr durch die Tür...hm...dann war sie hier wieder aufgewacht. "Geht schon...aber...was ist eigentlich passiert?", fragte sie. Aber statt einer Antwort sah ihre Freundin sie nur noch entsetzter an. "Oh Gott, es blutet, es fängt an zu bluten!" Vanessa tastete ihren Mund ab. Nein, da war alles in Ordnung. Ihr Kinn auch. Und ihre Nase...blutig. Sie konnte nicht mal richtig hinfassen, so weh tat es. Jetzt wurde sie selbst auch langsam panisch. Wie sie gerade wohl aussah? Was war ihrer Nase passiert, und vor allem: War sie jetzt gebrochen, vielleicht sogar krumm? "Was ist los?!?", schrie sie ihrer Freundin ins Gesicht. "Na sie hat dir die Tür auf die Nase geknallt...kannst du dich nicht erinnern?" "Nein...wie lang war ich weg?" "Nur ein paar Sekunden...aber du hast mir so eine Angst gemacht...kannst du aufstehen?" "Ja...aber gib mir erstmal deinen Spiegel..." Eitel wie sie war hatte sie immer einen dabei, Vanessa kannte sie. Sie kramte in ihrer Tasche und reichte ihr den kleinen Taschenspiegel. "Nicht erschrecken...", warnte sie Vanessa noch. Aber natürlich erschrak sie trotzdem. Nicht nur, dass sie kreidebleich war. Aus ihrer Nase strömte Blut, bis zum Kinn verschmiert. Außerdem begann es um die Nase herum gerade anzuschwellen. Aber die Nase an sich sah zu ihrer Erleichterung genauso aus wie vorher. Also gebrochen war nichts. Aber höllische Schmerzen. 
Sie beruhigte noch ihre beste Freundin und überredete sie, niemanden zu holen bat sie dann noch, in ihrer Klasse bescheid zu sagen, sie wäre heute krank. Dann ging sie direkt nach Hause, immer wieder wurde ihr auf dem Weg schwarz vor Augen. Aber sie kam gut an und legte sich sofort ins Bett. 

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