Sonntag, 24. Juli 2011

Dunkle Schokolade

10 Minuten später hielt Tobi in einem Viertel, das Vanessa gar nicht gefiel. Viele alte Häuser, kaum Bäume, Verkehrslärm und vereinzelt sogar Penner an die Hauswänden gelehnt. Aber Tobi war fest davon überzeugt, hier würde es gute Pizza geben. Vanessa war froh, dass sie nur eine zum Mitnehmen bestellten.
Die Pizzabude selbst sah nämlich auch nicht besonders gemütlich aus. Weitere 10 Minuten warteten sie auf ihre Pizzas, setzten sich dabei auf die kleine Bank, die unter dem Fenster stand. Zuerst schwiegen sie sich nur an. Vanessa war das Schweigen aber unangenehm. Es wirkte auf sie, als hätten sie sich nichts zu sagen. Also startete sie eine Diskussion über das Übergewicht des Ladenbesitzers, der mit einer Bierflasche vor dem Ofen stand und die Pizzas darin fixierte. Tobis lustige Sprüche brachten Vanessa zum Lachen und das Schweigen war für den Rest des Abends gebrochen. Irgendwann nahm Tobi ihre Hand, als sie warteten. Lächelte sie an. Und Vanessa war es gleichzeitig unangenehm und warm ums Herz. 
Er ließ sie erst wieder los, als sie mit den zwei Pizzaschachteln ins Auto stiegen.
"Wo fahren wir jetzt hin?", fragte Vanessa ihn. "Willst du einen ruhigen oder einen schönen Ort?", fragte er zurück. "Wo liegt der Unterschied? Such du dir was aus." Tat er auch. Sie hatte keine Ahnung, wo er hin wollte, als er hinter dem Flughafen durch viele kleine Gassen fuhr. Schließlich fand sie sich an dem Ort wieder, von dem Tobi ihr schon manchmal erzählt hatte. Ein kleiner Parkplatz, am Ende einer Landebahn. Man konnte von weitem die Flugzeuge starten und landen sehen. Eigentlich interessierte sich keiner von den beiden für Flugzeuge, aber es war ein erstaunlich schöner Anblick am dämmrigen Himmel. Tobi holte die Pizzas vom Rücksitz und reichte Vanessa ihre. "Sollen wir wirklich hier drin essen? Ich hab schon dein Bett und dein Sofa eingesaut, ich will nicht auch noch dein schönes Auto dreckig machen..." Tobi lachte nur. "Bei den Maschinenöl- und Schokoflecken hier kann das bisschen Pizza auch nicht mehr viel anrichten" Also begannen sie im Auto zu essen. Vanessa war es irgendwie peinlich, vor Tobi zu essen. Sie war oft so ungeschickt dabei, hatte danach den ganzen Mund verschmiert. Zum Glück war es Tobi, der ein Stück Salami zwischen seine Beine fallen ließ und damit einen Fleck Tomatensoße auf dem Sitz hatte. "Siehst du, ich ess selber wie ein Schwein..." 

Als sie fertig waren, schmiss Tobi die Schachteln einfach wieder auf den Rücksitz. Eine Weile saßen sie nur da und sahen auf die Landebahnen. Vanessa erschrak schon fast, als Tobi schließlich meinte: "Lust auf was Süßes? Schau mal ins Handschuhfach!" Neugierig und ein wenig ungeschickt öffnete Vanessa das Fach. Eine Schachtel Pralinen purzelte ihr entgegen. Dunkle Schokolade, wie sie sie am liebsten mochte. Woher er das nur gewusst hatte? Als hätte er ihre Gedanken gelesen fragte Tobi in diesem Moment: "Ich hoffe du magst dunkle Schokolade? Ich hab einfach mal die genommen, weil ich die selber am liebsten mag." "Klar, ist mir auch am liebsten." Sie lächelten sich an. "Na dann..." Er nahm ihr die Schachtel aus der Hand und riss sie ungeduldig auf. Holte eine Praline raus und betrachtete sie. Dann grinste er Vanessa an. "Was denn? Willst du sie nicht essen oder mir eine geben?", fragte sie. Er grinste noch mehr. "Nicht so ungeduldig..." Das Grinsen wurde zu einem sanften Lächeln. "Mund auf." Etwas überrascht tat sie, was er gesagt hatte. Es war wie in einem Film. Langsam schob Tobi ihr die Schokolade in den Mund und strich dabei mit den Fingern über ihre Lippen. Nur dass die Stimmung dabei weniger romantisch war. Dafür lag eine andere Spannung in der Luft. Tobi betrachtete sie, wie sie kaute und lutschte. Sie sah ihn ebenfalls an. Nochmal hob er seine Hand und strich mit dem Finger über ihre Lippen. Steckte ihr schließlich auch einen Finger in den Mund, an dem sie leckte und lutschte. Das muss sich jetzt vielleicht komisch anhören, war es aber absolut nicht. Denn Vanessa spürte schon wieder Spannung und Kribbeln am ganzen Körper. An Tobis Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass es ihm genauso ging. Und schon fasste er in ihre Haare, zog sie an sich und küsste sie. Wild und leidenschaftlich, mit sehr viel Zunge. Er streichelte dabei ihren Rücken und ihre Hüfte. Minuten vergingen. 10. 20. Und immer noch küssten sie sich. Bis es draußen komplett dunkel war und Tobi von ihr ab ließ. "Schau mal auf die Uhr...du musst nach Hause...", meinte er ziemlich enttäuscht. Vanessa wollte nicht. Sie wollte weitermachen, sie wollte mehr. Aber sie hatte wirklich nur noch 10 Minuten, und ihre Eltern wären sicher nicht erfreut, wenn sie zu spät kommen würde. Noch ein letztes mal gab Tobi ihr einen kleinen Kuss, setzte sich wieder richtig hin und fuhr los. 

Vanessa konnte die ganze Fahrt nicht anders als sehnsüchtig auf die Wölbung  seiner Hose zu blicken. Tobi bemerkte es zum Glück nicht, oder versuchte zumindest, mit belanglosen Gesprächen abzulenken. Bei Vanessa angekommen küssten sie sich noch ein letztes mal. "Sorry dass ich nicht mehr Zeit hatte, aber es ist mitten unter der Woche, ich muss morgen wieder in die Schule..." "Schon ok. Holen wir schon noch nach." Aber die Enttäuschung über das plötzliche Ende ihres Zusammenseins konnte er nicht ganz vor Vanessa verbergen. Und wieder konnte sie nicht einschlafen. Diesmal, weil sie selbst enttäuscht war, nicht zu mehr gekommen zu sein. 

5 Kommentare:

  1. Nur gut, dass du die Risiken solcher Internet-Dates inzwischen selbst realistischer einschätzt und dich im letzten Moment selbst gebremst hast!
    Ein starkes Verlangen nach Sex verführt oft dazu, etwas zu tun, was dann später doch einige Probleme bereiten kann.
    Mit Tobi hast du da ja eigentlich noch "Glück" gehabt.
    Trotzdem scheint Tobi aber für dich nur so eine Durchgangsstation zu sein, weil er irgendwie deine wirklichen sexuellen Bedürfnisse bisher nicht befriedigt.
    Denn es geht ja wohl nicht nur um die Häufigkeit eures Zusammenseins, sondern auch darum, dass du dir mehr und (wilderen?) Sex wünschst.
    Aber so richtig auf den Punkt gekommen, was dir in deinen Fanatasien so vorschwebt, bist du noch nicht gekommen.
    Warum sagst du ihm nicht direkt, was du von ihm willst?
    Irgendwie deutet sich bei dir eine "schüchtern" devote Haltung mit heftigen unausgesprochenen sexuellen Fantasien an, die du abr vom Partner erahnzt haben möchtest...
    Die "sanfte" Art scheint er ja gut zu vertreten und du genießt es auf der einen Seite, aber andererseits ist da immer der Rest von Enttäuschung, nicht das bekommen zu haben, was du dir eigentlich sexuell ersehnst!? Was ist das?
    Traust du dich nicht, ihm das zu sagen oder was hindert dich daran?

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  2. Ich hab immer wieder angedeutet, wie ich es gerne hätte. Nicht ganz so direkt, ich gebs ja zu, aber ich hatte dieser Zeit das Gefühl, wenn er etwas ähnliches wollen würde, würde er darauf reagieren und darauf eingehen. Er hat aber keine Reaktion gezeigt außer ein "Ok", also dachte ich mir, es scheint ihm wohl nicht zu gefallen, was ich da andeute und habs gelassen.
    Und andererseits hatte ich Angst davor, dass er mich für verrückt/krank halten könnte, mir fiel es einfach sehr schwer, über solche Dinge zu sprechen. Da war ich natürlich schon etwas enttäuscht, dass er mir nicht das gegeben hat, was ich wirklich wollte...

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  3. Mh, so etwas Ähnliches hab ich mir schon gedacht.... und ich dachte immer, Jungs/Männer wären eher die "Feiglinge", die ungern über ihre wirklichen sexuellen Bedürfnisse und Fantasien reden (gerade bei der Partnerin, die ja nicht "schlecht" von einem denken soll), aber du scheinst diese Ängste auch zu kennen oder dich für deine Bedürfnisse zu schämen.
    Mir hat jemand mal gesagt, dass Sex eigentlich erst richtig zum hemmungslosen Sex wird, wenn er schamlos wird, also alle inneren Schranken über Bord wirft und die Realität der Fantasie möglichst nahe kommt.
    Natürlich macht es mich auch neugierig, was es denn so angeblich "Schlimmes", "Verrücktes" oder gar "Krankes" ist, was du dir wünschst,
    Vielleicht traust du dich ja hier etwas mehr davon anzudeuten.
    Da ich ja in deinem Profil sehe, dass du auch Leserin von Evas Blog bist, können deine Wünsche ja kaum das toppen, was sie so fantasiert und auslebt.
    Sie hat ja auch diesen Schritt gewagt und scheint sogar in gewisser Weise zu genießen, dass es Leser dafür gibt.
    Wenn nicht hier, wo anders könntest du deine Schüchternheit unbeschadet ablegen?
    Vieleicht gibt es dann ja sogar Ideen und Gedanken, wie du Tobi deine Wünsche nahe bringen kannst!

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  4. ich werde auch noch darüber schreiben. aber es ist gerade weder die richtige zeit noch die richtige stelle...

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  5. Ok, dann werde ich eine "Geduldspille" schlucken und auf die Fortsetzungen warten.... ;-)

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