Montag, 12. Dezember 2011

Bittere Wahrheit

Nach zwei Wochen war Vanessas Beule wieder verschwunden und alles lief wieder ab wie immer. Leider. Irgendwie vermisste sie Tobi ein bisschen. Er schrieb ihr meist nur noch 3 oder 4 Mails am Tag. Er tat so als wäre alles wie immer, aber Vanessa wusste, dass es nicht stimmte. Sie hatten sich 6 Wochen nicht mehr gesehen. Sie verstand es einfach nicht. Sie wollte nur Sex. Welcher Mann würde da schon nein sagen, wenn ein hübsches, junges Mädchen ihn fragen würde, ob er sie ficken will? Tobi scheinbar. Dabei hatte er bisher den Eindruck gemacht, Sex wäre ihm sehr wichtig. Vanessa träumte jeden Tag von Sex. Ständig. In der Schule, nachmittags, wenn sie lernen sollte, abends im Bett. Manchmal hatte sie das Gefühl explodieren zu müssen, wenn sie nicht bald wieder ficken konnte. Auch ihre Fantasien nahmen langsam ein anderes Gesicht an. Aber das ist eine andere Geschichte. 
An einem Mittwoch Abend beschloss sie, mit Tobi darüber zu reden, warum er keine Zeit mehr hatte. 
V:"weißt du, wie lange wir uns schon nicht mehr gesehen haben?"
T:"Hm jetzt wo dus sagst...6 Wochen?"
V:"das gibts doch ned, dass du so lange keine zeit mehr hattest..."
T:"hm naja...;)"
V:"oder wolltest du mich gar nicht sehen?"
T:"sorry ich weiß es selber nicht so genau..." 
Das war Vanessa genug. Deutlich spürte sie Wut in sich aufsteigen. Was hatte sie falsch gemacht? Was erwartete er sich denn von ihr? Sie verstand es nicht. Und eben weil sie es nicht verstand und Tobi sich nicht so recht äußern wollte, kam Sandra wieder zum Einsatz. 
S:"na wie läufts bei dir eigentlich so? ;)"
T:"du meinst bei meiner affäre? ;)"
S:"jep"
T:"naja, wir haben uns 6 wochen nicht mehr gesehen...
und bei dir?"
S: "waaas, 6 wochen?!? wir sehen uns zwei mal die woche...läuft gut ;)"
T:"ja, keine ahnung, warum...hat sich iwie ned ergeben...
und du hast auch schön brav nur einen kerl? ;)"
Vanessa glotzte auf ihren iPod. Was sollte das bedeuten? Wie kommt er darauf, so eine Frage zu stellen? Ein seltsam mulmiges Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Sie hatte eine Vermutung. Und hoffte so sehr, dass er ihr nicht zustimmen würde. Mit zittrigen Fingern tippte sie:
"ja, nur einen. find ich auch besser so. läuft bei dir wohl noch was? ;)"
T:"joa kann man wohl so sagen...;)"
Es fühlte sich an wie ein Schlag zwischen die Rippen. Eine Druckwelle, die sich in ihrem Brustkorb ausbreitete und ihr Tränen in die Augen presste. Er hatte also eine andere. Eine andere Frau, mit der er Sex hatte. Der er womöglich das gleiche erzählte wie ihr. Eine, die ihm scheinbar lieber war als sie. Welch Wunder. Wie hätte sie glauben können, ein Mann könnte auch nur ansatzweise Interesse an ihr haben. So schüchtern, so verklemmt wie sie war, so schwabbelig und dick. Es tat mehr weh als alles andere, das sie jemals gefühlt hatte. Tränen liefen in Strömen ihre Wangen hinunter und tropften auf ihr Bett. 
S:"aha du macho ;) und, woher kennst du sie? :)"
T:"inet :)"
S:"willst du mal erzählen? :D wie ist sie so?"
T:"sie is 18, dunkle haare, 1.64 groß, 56 kg, hat 80C....so fehlt mir wenigstens nix ;)"
Das war eindeutig zu viel für sie. Vanessa presste ihr Gesicht so fest ins Kissen, dass ihre Nase wehtat. Und schrie. Schrie. Schrie. Versuchte, sich all den Schmerz aus der Seele zu schreien. Aber es wurde nicht weniger. In ihrem Kopf waren nur drei Dinge: Der Schmerz. Die Beleidigung, die er gerade indirekt ausgesprochen hatte. Und eine langsame Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass er ihr mehr bedeutet hatte, als sie dachte. Irgendwann konnte sie nicht mehr schreien. Sie setzte sich auf und weinte einfach still vor sich hin. Es war so ein grausames Gefühl. Was konnte sie dafür, dass sie kaum Oberweite hatte? Was muss er für ein Arschloch sein, wenn ihm das so wichtig ist? Welche Art von Mann muss er sein, wenn er zwei Frauen auf einmal hat? Vanessa wusste nicht, was sie machen sollte. Sie wusste nur, dass sie nicht einfach tun so konnte, als wäre nichts passiert. 

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