Sonntag, 8. Mai 2011

Wie es anfing - Teil 1


So weit sie zurückdenken kann, war sie immer schon ein kompliziertes Kind gewesen. Auf dem Pausenhof hat sich die 8-jährige Vanessa mit älteren Jungs geprügelt,  hat ihre Querflöte in den Gartenteich geschmissen, als sie keine Lust zum Üben hatte und ist für ein paar Tage weggelaufen. Ihre Eltern haben sie gezwungen, sich den ganzen Nachmittag nach Hause zu setzten und zu lernen.  Um die Beste zu sein.  Selbst an dem Übertrittszeugnis mit 1,0 hatten sie noch etwas zu bemängeln. Aber die Kleine wollte nicht die Beste sein. Sie hat versucht, mit ihren Eltern zu reden.  Aber sie war ja nur das kleine Mädchen, das nicht wusste, was es wollte. Zu dieser Zeit hat sie zum ersten Mal etwas gespürt, das sie nur schwer kontrollieren konnte. Sie hat sich bemüht und die Wut und den Hass auf ihre eigenen Eltern einfach runtergeschluckt.  Sie wurde älter und kam auf die neue Schule, alleine. Die Jungs nannten sie Streberin und ab und zu bekam sie mal eine Faust ab. Aber die anderen Mädchen waren immer nett zu ihr und so fand Vanessa schließlich auch Freundinnen.  Trotzdem, irgendwie begann sich so viel an ihr zu verändern. Teilweise lag es natürlich an der Pubertät, klar. Das kann aber nicht alles gewesen sein, irgendetwas muss noch passiert sein. Vanessa wurde immer stiller. Lehrer riefen bei ihren Eltern an, weil sie angeblich immer so traurig aussah und sie sich Sorgen machten. Und dann kam der Tag, an dem sich das alles endgültig verfestigte. Der Tag an dem ihre Oma starb. Die einzige Peron, die sie richtig geliebt hatte. Eine gewisse Dunkelheit legte sich über ihr Herz, anders kann man es nicht beschreiben. Einen Monat später bekam sie ihre Tage. Und fing an, über das Erwachsenwerden nachzudenken. Über Sex. Ein halbes Jahr später begann sie auch, sich richtig für das andere Geschlecht zu interessieren. Leider aber nicht für einen Jungen in ihrem Alter. Eine typische Schwärmerei für einen Star. In diesem Fall für einen Fußballspieler in ihrem Lieblingsverein. Sie sammelte heimlich Zeitungsausschnitte und schrieb stundenlang in ihr Tagebuch, wie toll er doch aussieht, dass sie ihn heiraten will etc. Sowas kennt ja jeder. Aber sie steigerte sich da richtig rein. Wenn man sich diese Einträge mal ganz neutral durchliest, kann man bemerken, dass es da erstaunlich viel um Sex geht für ein 12jähriges Mädchen. Und vor allem erschreckend detailliert. Das war an dem Tag schlagartig beendet, als sie von seiner Frau und seinem Sohn erfuhr. Vanessa heulte mehr als je zuvor. Dieses Gefühl war einfach nur schrecklich für sie. Es zerbrach ihr gewissermaßen das Herz. Sie begann, Hass gegen seine Frau aufzubauen.  Richtig tiefen Hass. Von nun an ging es in ihrem Tagebuch darum, wie sie diese Schlampe eines Tages töten würde. Das gab ihr eine gewisse Befriedigung, ihr gedanklich immer wieder und wieder dir Kehle durchzuschneiden, dafür, dass sie den Fußballer geheiratet und mit ihm Sex hatte. Das legte sich mit der Zeit wieder. Vanessa verliebte sich wieder, in einen Jungen in ihrem Alter, der sie noch mehr verletzte. Was blieb, war der Schmerz. Dunkelheit.

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