Donnerstag, 2. Juni 2011

Gefühle

Ich bin heute nicht in Stimmung, weiterzuerzählen. So wie heute hab ich mich schon ewig nicht mehr gefühlt. Mindestens ein Jahr dürfte es her sein. Heute bin ich nicht wütend. Ein kleines bisschen vielleicht. Aber haupstächlich traurig. Einfach nur traurig sein, dieses Gefühl ist mir fast fremd. Wenn ich sonst traurig bin, bin ich aggressiv und wütend. Aber heute habe ich nicht das Bedürfnis, irgendetwas kaputt zu machen oder zu töten. Wenn er jetzt hier wäre, würde ich ihn nicht abstechen, sondern ihm um den Hals fallen und einfach nur weinen wie ein kleines Mädchen. Vielleicht bin ich doch ein bisschen wütend, auf mich selbst. Ich hab mir geschworen, ich würde mich nie wieder verarschen lassen, ihm nie wieder einfach so glauben. Aber ich war naiv und leichtgläubig.

Es ist auch einfach nur traurig. Mein Leben kommt mir vor wie ein einziges Gewitter. Jedes mal, wenn ich denke, der Regen würde aufhören, fängt er umso stärker wieder an und bringt noch mehr Donner und Blitze mit sich. Und ich werde immer nässer, mir wird immer kälter. Ich finde keinen Baum zum Unterstellen, und selbst wenn ich einen finden würde, würde ich mich wahrscheinlich nicht unterstellen, aus Angst, vom Blitz getroffen zu werden. 

7 Kommentare:

  1. Oh je, das klingt wirklich nach einer erneuten herben Enttäuschung und so ist es nur verständlich, dass du nicht mehr erzählen möchtest, weil das, was mit so vielen Fragezeichen versehen war, sich nun vielleicht nicht so gelöst hat, wie du dir es erhofft hast.

    Du hast ja wirklich lange Zeit verstreichen lassen, um allmählich so einen Funken von Vertrauen in das, was folgen könnte, entstehen zu lassen.
    Den eigenen Gefühlen und Gedanken nicht mehr trauen zu können, ist wirklich eine schwere Last, die alle Hoffnung auf weniger Regen erdrücken kann.
    Aber deine Trauer zeigt auch, dass noch nicht alles in dir abgestumpft und "tot" ist und so widersprüchlich es auch sein mag, zeigt der Schmerz über eine ENttäuschung auch, dass noch ein Stück Hoffnung auf etwas Anderes in dir wohnt.
    Es ist nicht deine "Naivität" die dich hat sich täuschen lassen, sondern du solltest vielleicht bedenken, dass ein Mensch der täuschen will, bzw. die eigenen Karten nicht offen auf den Tisch legt, eigentlich auch fast jeden Menschen hinters Licht führen kann, auch wenn es lange Zeit ganz anders erscheint.
    Eine gewisse Vorsicht und eine Portion Misstrauen sind natürlich auch nicht verkehrt in solchen Prozessen des virtuellen Sich-Kennen-Lernens.
    Aber auch das schützt nur bis zu einem gewissen Grad vor Enttäuschungen.
    Deine kleine Wut auf dich selbst könntest du fragen, was du hättest anders machen sollen oder können.
    Aber auch andere Entscheidungen hätten immer das Risiko einer letzten Unsicherheit über die wirklichen Beweggründe enthalten.
    Es gibt da wohl keine abolute Sicherheit, wenn es um Vertrauen gibt.
    Vertrauen ist eher ein Prozess, der viele Jahre braucht mit vielen unterschiedlichen Erfahrungen, bis man sich sicher glaubt, worauf man sich verlassen kann.
    Das gilt ja auch für einen selbst im Laufe der Zeit, die manches unerwartet verändert.

    Das alles wird dich aber im Moment nicht trösten können und so bleibt nur die Hoffnung, dass der Schmerz und die trauriegen Gefühle über eine erneute Enttäuschung allmählich ihre lähmende Kraft verlieren und du prüfen kannst, bis wohin der Weg, den du gewählt hast, um deine Ziele zu erreichen, richtig war und was du vielleicht anders machen kannst oder ob es neue andere Ziele geben kann.
    Lass dich nicht entmutigen und gib das Schreiben ("Erzählen") nicht auf!

    „Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: erstens durch nachdenken, das ist der edelste, zweitens durch nachahmen, das ist der leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.“

    Konfuzius

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  2. Ich würde nicht sagen, dass ich getäuscht worden bin. Eigentlich war mir die ganze Zeit bewusst, dass es so werden würde, wie es jetzt ist. Aber ich wollte es wahrscheinlich nicht wahrhaben und hab es verdrängt, also bin ich selbst schuld, dass es mir jetzt so geht...
    Nein ich hab nicht vor jetzt ganz mit Schreiben aufzuhören, ich kann das nur heute nicht...

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  3. Also gab es vielleicht etwas in dir, vielleicht eine Art Sehnsucht nach etwas, was stärker war, als das, was dir bewusst zu sein schien.
    Wenn es so wäre, dann lohnt es sich vielleicht, wenn du dieser Sehnsucht mehr auf die Spur kommst und von ihr zu erzählen versuchst....aber nur dann, wenn es wieder geht...

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  4. Ja so ist es auch denk ich...wirklich erstaunlich, wie du in mich reinschauen kannst...;) Wie ich jetzt im Moment etwas dazu erzählen kann, weiß ich nicht, du kannst es dir ja wahrscheinlich selbst schon denken....

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  5. Nun, ich kann eigentlich immer nur aus dem, was du erzählst, etwas vermuten.
    Deine Worte sind sozusagen das vorsichtige "Fenster zu deiner Seele".
    Wenn dann etwas zutrifft, ist es ein kleiner Mosaikstein in einem großen Bild, welches du selbst mehr und mehr entwirfst.
    Oft kommt man ja selbst in dem eigenen Seelenpuzzle nicht von der Stelle und wenn dann jemand ein "passendes Stück" findet oder anspricht, dann kannst du es einsetzen und dich neuen Stücken zuwenden, die das Bild vieleicht klarer werden lassen...
    Über eigene Sehnsüchte zu reden oder zu schreiben ist sicher nicht leicht, da sie ja oft auch eine sehr persönliche und verletzliche Seite der eigenen Seele zeigen und/oder Bereiche betreffen, bei denen man unsicher ist, ob sie überhaupt jemand verstehen kann..
    Und wer da oft missverstanden, verletzt und enttäuscht wurde, wagt ja selbst kaum noch an die Erfüllung solcher eigenen Lebenswünsche zu glauben bzw. Verständnis dafür zu gewinnen.
    Trotzdem, lass dich ermutigen, mehr davon und von dir zu schreiben!
    Und wenn das hier im blog für dich zu schwer sein sollte, gibt es ja vielleicht noch andere Möglichkeiten des Gedankenaustausches...

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  6. So öffentlich ist das wirklich nicht einfach...

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  7. Wenn es dir hier zu öffentlich ist, was ja verständlich ist, dann kannst du, wenn du magst, mir auch direkt an meine Mail schreiben: matrei@gmx.de
    Ist ja nur so eine Idee und eher als Ausnahme gedacht...
    Versuchs einfach mal!

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